Mythos Schwäbische Alb
07.10.2019

Auszeichnung für Falkensteiner Höhle

Die Schwäbische Alb ist für ihren Höhlenreichtum berühmt. Man findet hier das größte Höhlenvorkommen Europas. Eine der bekanntesten schwäbischen Höhlen ist die Falkensteiner Höhle bei Grabenstetten. Jetzt wird sie als UNESCO Geopoint gekennzeichnet.

Im einzigartigen Karstgebirge der Schwäbischen Alb sind im Laufe von Jahrmillionen tausende Höhlen durch Wirkung von Wasser entstanden. Im Höhlenkataster sind über 2800 Höhlen auf der Schwäbischen Alb erfasst. Höhlen sind nicht nur wertvolle Geotope, sondern auch Lebensraum seltener Tierarten, Klimaarchive und bedeutende archäologische und paläontologische Fundstellen. Neben den zwölf Schauhöhlen gibt es viele Naturhöhlen, die im UNESCO Global Geopark entdeckt werden können. Die Falkensteiner Höhle ist eine solche „wilde Höhle". Sie ist unbeleuchtet und erfordert beim Besuch umfassende Kenntnisse.

Mit einem mächtigen Höhlenportal und über 5.000 Metern Länge ist die Falkensteiner Höhle einer der längsten Höhlen der Schwäbischen Alb. Sie ist außerdem eine der seltenen, aktiven und begehbaren Wasserhöhlen. Wo die Faszination für den Besucher liegt, liegt auch die Gefahr: Es passiert immer wieder, dass Besucher in der Höhle eingeschlossen werden – wie zuletzt im Juli 2019 - und nur durch aufwendig Rettungsmaßnahmen geborgen werden können.

Geologie der Höhle verstehen

Markus Möller (Erster Landesbeamter Alb-Donau-Kreis und Vorsitzender UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb): „Die Falkensteiner Höhle ist zweifellos einer der faszinierendsten Geopoints im UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb. Mit der Auszeichnung wollen wir aber auch das Wissen über die geologischen Phänomene in der Höhle vermitteln, das Verständnis der Besucher schärfen und den respektvollen Umgang mit diesem Geotop in den Blickpunkt rücken".

Auf der zweisprachigen Geopoint-Tafel kurz vor der Höhle finden sich entsprechende Erklärungen und Warnhinweise und auch ein QR-Code, der auf die Geopark-Website verlinkt. Was Laien oft nicht bedenken: Der Wasserstand der Höhle kann abhängig vom Niederschlag stark schwanken. Die Überflutung geschieht aufgrund des komplexen Karstsystems der Schwäbischen Alb oft zeitverzögert. Schon nach einem kleinen Regenguss oder während der Schneeschmelze kann der Zulauf Elsach in Minuten zu einem reißenden Bach anwachsen, sodass der Eingangsbereich der Höhle unerwartet vollständig unter Wasser steht. Seit April 2018 ist deshalb das Betreten der Höhle nach der ersten Verengung offiziell verboten. Erfahrene Höhlenforscher können zehn Tage vor der geplanten Begehung bei der Gemeinde Grabenstetten eine Ausnahmegenehmigung beantragen.

Was sind Geopoints?

Geopoints sind wichtige Komponenten des Besucherlenkungskonzeptes, das der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb mit lokalen Partnern realisiert. Sie kennzeichnen Geotope oder Objekte, an denen Erdgeschichte erlebbar wird.

Mittelfristig ist geplant, hundert Geopoints auf der Schwäbischen Alb auszuweisen. Dazu werden vor Ort Infotafeln aufgestellt, die in die Thematik einführen.

Auf der Website des Geoparks unter www.geopark-alb.de gibt es weiterführende, mehrsprachige Infos, die per QR-Code abgerufen werden können. Die Lage der Geopoints wird dort auf einer Karte dargestellt. „Geopoints navigieren nationale und internationale Besucher zu den geologischen Hotspots der Schwäbischen Alb" erläutert Dr. Siegfried Roth, Geschäftsführer des Geoparks.

Im Kreis Reutlingen ist die Falkensteiner Höhle der zweite Geopoint. Der andere Geopoint ist das Klopfplätzle „Ausmländle" in Münsingen. Im gesamten UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb, der mit rund 6.800 km2 die zehn Alb-Landkreise umfasst, ist die Falkensteiner Höhle der 28. Geopoint. 2019 wurden schon acht Geopoints ausgezeichnet.

Schauhöhlen und Infostellen im Geopark

Schauhöhlen geben der breiten Bevölkerung die Möglichkeit, Höhlen zu begehen. Dort gibt es präparierte Wege und eine installierte Beleuchtung. Informationstafeln oder angeschlossene Museen sowie die Begleitung durch Höhlenführer vermitteln das „Erlebnis Höhle".

Am 4. Oktober 2019 organisiert die Geschäftsstelle des UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb ein jährliches Netzwerktreffen in Schelklingen, wo sich die Vertreter aller zwölf Schauhöhlen zum Austausch aktueller Themen treffen. Im Kreis Reutlingen gibt es fünf Schauhöhlen: Die Bärenhöhle, Nebelhöhle, Wimsener Höhle (Friedrichshöhle) und Olgahöhle.

Der Geopark betreut ein Netzwerk von derzeit 26 Infostellen. Sie informieren über den Geopark. Im Landkreis Reutlingen gibt es die fünf Infostellen Bahnhof Münsingen, Biosphärenzentrum Münsingen, Doppelinfostelle Bärenhöhle und Nebenhöhle in Sonnenbühl, Entdeckerwelt Bad Urach und das Alb Gold Kundenzentrum Trochtelfingen.

Reichtum der Region – drei UNESCO Auszeichnungen

Die Schwäbische Alb wurde in allen drei Kategorien von der UNESCO ausgezeichnet:

1. UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb, der die gesamte Schwäbische Alb umfasst. Er rückt die einzigartige Geologie und den erdgeschichtlichen Reichtum der gesamten Schwäbischen Alb in den Fokus.

2. UNESCO Welterbestätte „Höhlen und Eiszeitkunst Schwäbische Alb" im Ach- und Lonetal mit den berühmten Funden wie der „Venus vom Hohle Fels" oder dem „Löwenmensch".

3. UNESCO Biosphärengebiet Schwäbische Alb als umgrenztes Schutzgebiet im Herzen des Geoparks.

Datum

07.10.2019